Kloster Plasy

Kloster Plasy

Barockperle und technisches Unikat

Das westböhmische Kloster Plasy (Plass) wurde schon anno 1144 gegründet, was aus ihm eines der ältesten Klöster auf tschechischem Gebiet macht. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde es dann großzügig im Barockstil umgebaut, und dies nach Plänen wahrer Meister der Barockkunst – J. B. Mathey, J. B. Santini und K. I. Dientzenhofer. 1785 wurde das Kloster aufgelöst und diente anschließend beispielsweise als Privatresidenz von Kanzler Metternich und dessen Familie, die hier eine kleine Familiengruft einrichtete.
Die Besichtigungsrunde im Kloster Plasy in Westböhmen, unweit von Pilsen führt in die Wohngebäude der Mönche, die aus Zeiten des Hochbarocks stammen. Die Erläuterungen zur Geschichte des Klosters enthalten auch Hinweise auf die ungewöhnliche technische Lösung des Fundaments dieses Gebäudes. Bei der Besichtigung bekommt man den Kapitelsaal, die St.-Bernhard-Kapelle sowie den Spitalsflügel mit Apothekenausstellung und einzigartigen Barocktoiletten zu sehen. Man wirft einen Blick in den Bibliothekssaal, den Arbeitsraum des Abts und in den Winter-Speisesaal. Dabei erfährt man interessante Einzelheiten über die Geschichte des Klosters, aber auch über die Schicksale des Klosters nach seiner Auflösung.

Ein Kloster auf dem Wasser

Das Kloster Plass wurde in der Nähe eines Flusses gegründet, an dem die Mönche bereits im Mittelalter einen künstlichen Kanal angelegt hatten, der nun durch die Klosteranlage führte.  Er brachte das notwendige Wasser für die Mühle und zum Antrieb der Sägen heran. Das Besondere des Plasser Wassersystems besteht in der perfekten Lösung des Fundaments des Konvents, das mithilfe von 5 100 in den sumpfigen Boden gerammten Eichenpfählen verfestigt wurde. Über diesen wurde dann ein Balkenrost verlegt, auf dem man das Gemäuer des Gebäudes errichtete. Um zu verhindern, dass dieser Rost morsch wird und das Gebäude abzusinken beginnt, wurde Wasser aus mehreren Quellen zum Fundament herangeführt, das den Luftzugang zum Holz verhinderte, das so de facto versteinerte. Die warnende Inschrift „Aedificium hoc sine aquis ruet“ war Warnung und Verpflichtung für die folgenden Generationen zugleich. Auch deshalb prüft man viermal täglich gründlich den Wasserstand sowie die Wassertemperatur und -qualität in zwei Barockbecken direkt im Innern des Gebäudes.

Santinis freitragende Treppen

Nach Plänen von Johann Blasius Santini-Aichl wurden im Gebäude des Konvents schrittweise vier freitragende Treppenaufgänge errichtet. Zwei verbinden das Erdgeschoss mit dem Dachboden, zwei dreiarmige Treppen befinden sich in Risaliten des Paradieshofes. In den unteren Partien der dreiarmigen Treppen ließ Santini sog. „Spiegel“ einbauen – barocke Wasserbecken zur Kontrolle des Wassers im Fundamentrost.

Unterirdisches System

Am Rand des 4,5 Meter über das umliegende Terrain erhobenen Paradieshofes wurde in dessen Inneren ein einzigartiges System zur Gebäudeerwärmung integriert – ein  langer Zickzack-Stollen, der an zwei Stellen ins Erdgeschoss des Gebäudes einmündet. Die Auslässe dieses Stollens führen unter die Fenster im Erdgeschoss. Im Sommer wird die Wärme im Boden um diesen Stollen gespeichert, in den kühleren Monaten strömt dann angenehm warme Luft durch diese Luftauslässe ins Gebäudeinnere.

Geheimrezept des Plasser Pulvers

Eine der Erwerbstätigkeiten des Klosters war die Herstellung und der Verkauf des sog. Plasser Pulvers. Diese weiße mineralische Tablette machte die hiesigen Mönche namentlich zu Beginn des 18. Jahrhunderts weit über die Grenzen des Böhmischen Königreiches berühmt.  Die Verarbeitung ihres Hauptrohstoffes – Alaunschiefer aus dem nahen Steinbruch in Hromnice – unterlag strengster Geheimhaltung. Der damalige Apotheker Lucas Martin Gottlieb hütete die Zubereitung dieses Magenmittels wie seinen Augapfel. Kein Wunder, dass das Pulver so beliebt war – es war nicht bitter, wie meisten sonstigen Magenmittel, sondern ausgesprochen wohlschmeckend.