Tschechische Flößerei als Weltkulturerbe

Tschechische Flößerei als Weltkulturerbe

Germany
2022
Tschechische Flößerei als Weltkulturerbe
(Prag, 1. Dezember 2022) Die alte Tradition, Flöße zu bauen und zu flößen ist nun in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes der Menschheit eingestragen worden. Am 1. Dezember 2022 gab dies das zuständige Komitee der UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation) auf seiner 17. Tagung in Marokko bekannt. Die Nominierung der Flößerei für den Eintrag wurde von mehreren Ländern gleichzeitig eingerichtet.
Die erste schriftliche Erwähnung des Flößens auf der Moldau, Tschechiens längstem Fluss mit Quellgebiet im Böhmerwald, reicht bis ins 11. Jahrhundert zurück. Die Flöße dienten zum Holztransport und als Verkehrsmittel gleichermaßen. Der ursprüngliche Zweck bestand auf dem Gebiet der Tschechischen Republik in der Beförderung von Bau- und Brennholz aus dicht bewaldeten Flächen in die Städte. Im Laufe der Zeit wurden die Flöße jedoch von der Eisenbahn verdrängt, und seit Mitte des 20. Jahrhunderts gilt der Beruf des Flößers auf der Moldau als ausgestorben. Die mit der Flößerei und der Herstellung von Wasserfahrzeugen verbundene Tradition wird jedoch dank einiger Vereine in Prag sowie in den kleineren Städten an der Moldau bis heute am Leben erhalten.
Obwohl die Flößerei als kommerzielles Transportmittel durch den Bau von Dämmen verschwunden ist, werden die damit verbundenen Traditionen immer noch gelebt und an jüngere Generationen weitergegeben. Es geht nicht nur um das handwerkliche Können beim Bau eines Floßes, sondern auch um das Wissen, das mit der Navigation auf dem Fluss verbunden ist, und nicht zuletzt um die spezifische Kultur, die mit dieser Tradition verbunden ist, besondere Bräuche und Floßreden, die das Schwimmen geprägt haben Lieder und Schwimm-Slang.
Der Tradition auf der Spur kann ist z.B. in Prag ein Besuch des Zollhauses Podskalská celnice empfehlenswert. Hier mussten einst die Flößer ihre Zölle zahlen. Außerdem lässt sich in dem Museum ausprobieren, wie schwierig es ist, auf einem Floß Stromschnellen zu überwinden. Neben Prag ist auch die zweite UNESCO-Stadt an der Moldau - Český Krumlov (Böhmisch Krumau)  gerade in der Adventszeit ein richtiges Ziel, um die Tradition kennenzulernen und erleben. Hier finden Adventsflossfahrten statt und man kann hier auch das Flösserei-Museum besuchen.

Unter dem Namen „Timber rafting“ wurde die Flößerei gemeinsam von sechs europäischen Ländern vorbereitet: Tschechien, Lettland, Deutschland, Polen, Österreich, Spanien, wobei die Bearbeitung auf der polnischen Seite lag. In Tschechien beteiligten auch mehrere Organisationen an der Vorbereitung der Nominierung: Vltavan Čechy -  Verband der Flößereivereine an der Moldau; das Nationale Institut für Volkskultur, das Kulturministerium und weitere.

„Mittlerweile stehen bereits acht tschechische Traditionen auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO, und mit den matteriellen Stätten stolze 31 Einträge. Umgerechnet pro Quadratkilometer / Einwohner gehört Tschechien damit zu den interessantesten Reisedestinationen“, sagt Jan Herget, Direktor der Tschechischen Zentrale für Tourismus – CzechTourism in Prag.

Markéta Chaloupková, Direktorin von CzechTourism Deutschland mit dem Sitz in Berlin freut sich ebenfalls: "Es freut mich, dass wir einen nächsten gemeinsamen, also deutsch-tschechischen Erfolg feiern können. In den letzten Jahren hat sowohl Tschechien als auch Deutschland mehrere gemeinsame Einträge auf die UNESCO-Weltkulturerbeliste gesammelt, sowohl im Bereich der Traditionen als auch der Landschaften. So dürfen wir in beiden Ländern z.B. die Montanregion Erzgebirge-Krušnohoří, unsere Bäder als Great Spa Towns of Europe die Tradition des Blaudrucks als Weltkulturerbe bezeichnen. Es ist auch ein wichtiger Faktor der Beliebtheit Tschechiens als Urlaubsdestination für das deutsche Publikum - es liegt nah und ist vertraut, zugleich aber doch auch wiederum anders und zum Entdecken und Erkunden reizend."