Wissen Sie, wer Johann Amos Comenius war?

Wissen Sie, wer Johann Amos Comenius war?

Im Jahr 2020 gedenkt die Kulturwelt des 350. Todestags des in Mähren geborenen Gelehrten, Pädagogen sowie Theologen von gesamteuropäischer Bedeutung.

Wissen Sie, wer Johann Amos Comenius war?
Johann Amos Comenius war auch Bischof der Unität der Böhmischen Brüder und Philosoph. Außerdem könnte man ihn auch als Weltbürger bezeichnen, da er auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik geboren wurde, jedoch in den Niederlanden verstarb. Doch wer war er eigentlich? Und warum sollten wir seiner heute, 350 Jahre nach seinem Tod, noch gedenken?

Geboren in Mähren

Johann Amos Comenius wurde am 28. März 1592 als jüngstes von fünf Kindern geboren. Wo genau, ist bis heute unklar. Doch es war ganz sicher irgendwo in Ostmähren, wobei einige Quellen die Orte Uherský Brod (mit dem J.-A.-Comenius-Museum über sein umfassendes Lebenswerk und Schicksal), Nivnice (einige Werke versah er mit dem Eigentumsvermerk Nivnický, Nivanus sowie Nivnicensis) oder Komňa (von hier stammte die Familie seines Vaters und davon leitet sich auch sein Familienname Komenský und dessen lateinische Form Comenius ab) anführen. Nachdem seine Eltern und Geschwister verstorben waren, wurde er von seiner Tante in Strážnice aufgezogen. Im Jahr 1608 wurde er mit 15 Jahren an das Gymnasium in der mährischen Stadt Přerov entsandt, das vom damaligen Besitzer der Herrschaft gefördert wurde. Dieser hielt auch seine schützende Hand über die Gemeinde der Böhmischen Brüder, eine evangelische freikirchliche Gemeinschaft, die damals auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik entstand. Heute beherbergt Schloss Přerov das Comenius-Museum mit einer Ausstellung von Klassenräumen aus verschiedenen Jahrhunderten sowie dem Denkmal dieses Gelehrten. Aufgrund seines hervorragenden Schulerfolgs wurde der junge Johann Amos zum weiteren Studium nach Deutschland entsandt. Dort studierte er an der calvinistischen Hohen Schule in Herborn und später an der Universität Heidelberg.

Exil

Nach seinem Studium kehrte Johann Amos Comenius nach Mähren zurück. Hier wirkte er als Lehrer und Rektor der Brüderschule in Přerov, die er selbst als Schüler besucht hatte. Er wurde auch zum Pfarrer der Brüdergemeine ordiniert, heiratete und wirkte als Prediger und Pastor in mehreren mährischen Städten, darunter beispielsweise in Fulnek. Hier steht bis heute das Haus der Brüdergemeinde, eines der wenigen erhaltenen Denkmäler aus seiner Lebenszeit; die Kapelle, in der er predigte, beherbergt heute eine Dauerausstellung. Kurz vor seinem 30. Lebensjahr änderte sich die politische Situation im Königreich Böhmen und die Bewohner mussten entweder der römisch-katholischen Kirche beitreten oder das Land verlassen. Johann Amos Comenius musste für mehrere Jahre untertauchen und in dieser Zeit auch über den Tod seiner Frau und der beiden Söhne während einer Pestepidemie hinwegkommen. Schließlich musste er schweren Herzens endgültig das Land verlassen. 1628 fand er im damaligen Polen Exil und kehrte nie wieder in seine Heimat zurück.


Lehrer der Nationen

Johann Amos Comenius begann unter dem Einfluss seiner Lebensumstände Bücher zu verfassen. Im Exil widmete er sich der theologischen, kartographischen, philosophischen und pädagogischen Tätigkeit mit dem Ziel, zur gottesgewollten Ordnung der Welt zurückzufinden. Comenius sah lebenslange Bildung und den zwangfreien Unterricht von Kindern und Jugendlichen als den rettenden Weg, und deshalb gilt er als der Begründer und Wegbereiter der modernen Pädagogik. In seinen zahlreichen Werken forderte er eine allgemeine Reform des Schulwesens. Bis heute gültig geblieben ist beispielsweise seine Forderung nach Allgemeinbildung für alle Kinder ohne Unterschied, was für die damalige Zeit revolutionär war, oder dass der Unterricht für Kinder ab ihrem 6. Lebensjahr beginnt. Weiter definierte er Begriffe wie Schuljahr, Schulferien und Schulwoche. Seiner Forderung nach sollten Schüler desselben Alters und Wissensstandes in Klassen zusammengefasst werden. Er formulierte und führte Prinzipien ein, die bis heute gültig sind und die wir als selbstverständlich erachten. Sein Wirken war von europaweiter Bedeutung. Er unternahmen Reisen durch ganze Europa – von England, über Schweden bis nach Ungarn – und verbreitete seine pädagogische Anschauung über die Bedeutung der Allgemeinbildung für alle Kinder. An seinem Lebensabend ließ er sich in Amsterdam nieder, wo unter anderem Rembrandt zu seinem Bekanntenkreis gehörte. Er starb am 15. November 1670.

Johann-Amos-Comenius-Ausstellung auf der Prager Burg

Hierbei werden gleich mehrere Jahrestage gefeiert: runde 350 Jahre seit dessen Todestag und 430 Jahre seit dessen Geburt. Und aus diesem Anlass haben Sie die Möglichkeit, zwischen dem 20. Dezember 2020 und dem 28. März 2021 in der Reithalle der Prager Burg die AusstellungComenius (1592–1670) – Eine Ära zwischen Vernunft und Wahnsinn – Johann Amos Comenius und seine Welt“ zu besuchen. Im Rahmen der Ausstellung wird Comenius im Kontext der tschechischen und europäischen Geschichte vorgestellt. Das moderne Ausstellungskonzept verspricht ein abwechslungsreiches Besuchererlebnis. In sechs verschiedenen Ausstellungsbereichen werden die wichtigsten historischen Ereignisse des Frühmittelalters präsentiert, wie sie sich in Werken der bildenden Künste sowie bedeutender Denker niederschlugen. Die Prinzipien und Reformideen von J. A. Comenius werden in Form von unzähligen Exponaten aus tschechischen sowie ausländischen Sammlungen vorgestellt, von denen einige zum ersten Mal überhaupt ausgestellt werden.