Besonderheiten tschechischer Höhlen

Besonderheiten tschechischer Höhlen

Die besten Tipps und Kuriositäten unter der Erdoberfläche

Besonderheiten tschechischer Höhlen
Geheimnisvolle Schluchten, Tropfsteine und 6 000 Jahre alte Höhlenmalerei – das ist nur eine kleine Auswahl dessen, was Sie in Tschechiens Untergrund erwartet. Entdecken Sie Geheimnisse, die dem menschlichen Auge sonst verborgen bleiben. Steigen Sie hinab in die Schluchten, Höhlen, Karstformationen und Klammen der Tschechischen Republik. Im Jahr 2023 gedenken wir des 300. Jahrestages des Abstiegs des ersten Menschen in den Macochy-Abgrund im Mährischen Karst, und die Aragonithöhle Zbrašovská, ein unterirdischer Raum in Teplice nad Bečvou, feiert 110 Jahre seit ihrer Entdeckung.

Kunstgalerie aus der Urzeit

Auch Menschen, die vor Tausenden von Jahren gelebt haben, hatten das Bedürfnis schöpferisch und künstlerisch tätig zu sein. Eine Art urzeitliche Kunstgalerie finden Sie auch in der Höhle Kateřinská jeskyně im Mährischen Karst unweit von Brünn. Die älteste Malerei der Tschechischen Republik ist sechs- bis siebentausend Jahre alt. Die dunklen Streifen wurde auf einen mächtigen Felsen gemalt, der wegen seiner faltigen Oberfläche „das Gehirn“ genannt wird. Wahrscheinlich diente der Felsen in der Steinzeit als Kultstätte, die von den Bewohnern der Höhle Kateřinská jeskyně im Mährischen Karst kunstvoll mit Aschefarben verziert wurde. Wenn Sie in dieser Höhle stehen, dann blicken Sie sich genau um, denn mit seinen 97 Metern Länge, bis zu 44 Metern Breite und 20 Metern Höhe ist der Hauptdom der größte öffentlich zugängliche unterirdische Raum der Tschechischen Republik.

Höhlen als rituelle Orte

Der Mährische Karst steckt voller Überraschungen. Und für eine weitere Überraschung sorgte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Höhle Býčí skála (tsch. Stierfelsen). Seit Menschengedenken rankten sich Geheimnisse um diesen Ort, bis diese vor knapp 150 Jahren wissenschaftlich gelüftet werden konnten: Archäologen entdecken ein Grab aus der Hallstattkultur mit Menschenopfern. Im 5. Jahrhundert v. Chr. wurde hier ein bedeutender Fürst zusammen mit seiner Dienerschaft, 40 Frauen und Pferden begraben. Doch warum heißt die Höhle Stierfelsen? Weil hier eine Stierfigur aus Bronze aus der Hallstattzeit mit charakteristischen Merkmalen für diese Periode gefunden wurde.

Streng geheime Höhle

Im Mährischen Karst unweit von Brünn liegt eine weitere besondere Höhle namens Výpustek. Dieser hochinteressante unterirdische Raum blickt auf eine ereignisreiche und ungewöhnliche Geschichte zurück. Obwohl bereits seit dem Mittelalter von Menschen aufgesucht, wurde die Höhle erst nach dem Zweiten Weltkrieg berühmt, denn diese beherbergte eine geheime unterirdische Nazi-Fabrik für die Herstellung von Flugmotorenkomponenten. Später wurde ein Militärstützpunkt angebaut, der zwar bis heute einsatzbereit wäre, jedoch nicht mehr seinem ursprünglichen Zweck dient. Bei der Besichtigung unternehmen Sie eine Reise in die Vergangenheit, jedoch nicht so weit zurück, wie im Fall der Höhle Kateřinská jeskyně.

Die tiefste Süßwasserhöhle der Welt

Auf unserer Entdeckungsreise zu den unterirdischen Top-Zielen bleiben wir noch in Mähren. Bei Hranice, einer Kleinstadt unweit von Olmütz, liegen die wunderschönen Aragonithöhlen Zbrašov, die fast das ganze Jahr über zu Spaziergängen einladen. Und nur einen Steinwurf entfernt ist der Abgrund Hranická propast, die tiefste Schlucht Tschechiens sowie weltweit. Natürlich nur dann, wenn wir den überfluteten unterirdischen Teil mitrechnen. Der Abgrund scheint kein Ende zu nehmen, da alle bisherigen Vermessungsversuche gescheitert sind. Der letzte überprüfbare Wert beträgt 404 Meter unter der Wasseroberfläche, wobei Wissenschaftler von einer Tiefe von knapp 800 Metern ausgehen.

Einzigartige Tropfsteingebilde

Auf Reisen in den tschechischen Untergrund kommt man an den Höhlen Koněpruské  jeskyně südwestlich von Prag einfach nicht vorbei. Eines der größten Höhlensysteme der Tschechischen Republik aus Kalkstein entstand im Devon vor knapp 400 Millionen Jahren. Seit 1959 sind die Höhlen öffentlich zugänglich und auch Sie können die Tropfsteine auf zwei Besucherebenen bewundern. Die Höhlen zeichnen sich durch natürlich entstandene Kalksteinformationen aus, die entfernt an Rosenkohl erinnern. Das aus Kalzit und Chalzedon entstandene Unikat ist über 1,5 Millionen Jahre alt. Einige der Kohlröschen enthalten Körner und sogar dünne Schichten aus transparentem oder milchig gefärbtem Opal. Opal kommt auch in anderen Höhlen vor, jedoch Röschen mit Opal sind weltweit einzigartig. Diese sind Relikte aus längst vergangener Zeit, als auf der Erdoberfläche die Periode mit tropischem bis subtropischem Klima am Ausklingen war.

Bootsfahrt im Untergrund

Unternehmen Sie doch einen Ausflug in die Höhlen Punkevní jeskyně! Diese finden Sie ebenfalls im Mährischen Karst nördlich von Brünn. Sie durchschreiten mächtige Dome und Gänge mit Tropfsteinen auf Ihrem Weg zum tiefsten Punkt des Macocha-Abgrunds. Glauben Sie uns, der Abgrund stellt ein ganz tolles Fotomotiv dar! Ihre Beliebtheit haben die Höhlen jedoch der Tatsache zu verdanken, dass Sie eine romantische Bootsfahrt auf dem unterirdischen Fluss Punkva unternehmen können – ein unvergessliches Erlebnis für Jung und Alt.

Urzeitliche Fauna

Im Norden Mährens in der Nähe von Štramberk liegt eine eher unscheinbare, jedoch umso wertvollere Höhle. In der sog. Šipka-Höhle wurde Ende des 19. Jahrhunderts eine bahnbrechende Entdeckung gemacht: neben dem Kiefer eines Neandertalerkindes wurden auch Gegenstände aus der Bronzezeit entdeckt. Die Höhle wurde einst von Urzeitjägern bewohnt, die im Sediment Knochen und Zähne von Tieren wie Höhlenbären, Höhlenlöwen, Hyänen, Wollnashörnern, Mammuts, Auerochsen, Uren, Moschusochsen, Leoparden, Vielfraßen, Rentieren und Elchen hinterließen. Von Tieren also, denen Sie heute in tschechischen Wäldern sicherlich nicht mehr begegnen werden.