Tschechische Wandermarkierungen

Tschechische Wandermarkierungen

Ein Phänomen, das weltweit seinesgleichen sucht.

Tschechische Wandermarkierungen
Wenn Sie schon einmal in Tschechien in der Natur unterwegs waren oder zumindest eine Wanderkarte (gedruckt oder auf www.mapy.cz) in der Hand gehalten haben, dann wird Ihnen bestimmt aufgefallen sein, dass das gesamte Landesgebiet mit Wanderwegen übersät ist, mit Markierungen, Farben und Wegweisern. Die tschechischen Wandermarkierungen sind leicht verständlich, wohldurchdacht und bereits mehr als 130 Jahre alt. Wohin führten die ersten Markierungen, wie sahen sie damals und wie sehen sie heute aus, wie viele gibt es insgesamt und was bedeuten die einzelnen Farben?

Die Anfänge tschechischer Wanderwege

Im Jahr 1888 wurde ein Verein gegründet, der bis heute besteht: Der Klub tschechischer Touristen. Der Verein war und ist auf die Entwicklung des Wandertourismus in der Tschechischen Republik ausgerichtet. Wanderwege durch die Landschaft wurden geplant, Aussichtstürme erbaut und die „Zeitschrift für Wanderer“ herausgegeben, die bis heute unter dem Namen „Der Wanderer“ erhältlich ist. Zu den nutzbringendsten Aufgaben gehören die Planung und Instandhaltung der Wanderwege. Davon gibt es in der Tschechischen Republik aktuell rund 43 000 km! Würden Sie alle Wanderwege einmal absolvieren, dann hätten Sie mehr Kilometer zurückgelegt als bei einer Umrundung des Äquators ... Der erste Wanderweg wurde 1889 erschlossen und führte von Štěchovice bei Prag zu den Johannis-Stromschnellen an der Moldau. Dieser wurde jetzt wiederentdeckt und im Retrostil erneuert, das heißt mit historischen Markierungen und Kopien historischer Wegweiser. 1889 kam ein weiterer Wanderweg mit der Nummer 0001 dazu, dessen ältester Abschnitt von Beroun über Svatý Jan pod Skalou nach Karlstein führt. Zu den ältesten Wegen gehört auch der erste Fernwanderweg über das Brdy-Bergland in den Böhmerwald, der 1912 fertiggestellt wurde.

Wanderwege heute

Dank dem Klub tschechischer Touristen sind die Wege einheitlich markiert und werden regelmäßig gewartet sowie aktualisiert. Jährlich kommen rund 400 bis 500 neue Wegekilometer dazu, wobei 200 bis 300 km aus unterschiedlichen Gründen aufgelöst werden. Zum System gehören auch Reitwege und Lehrpfade. Die tschechische Wanderwegmarkierung ist leicht verständlich und besteht aus mehreren Grundfarben: Rot markiert sind Fernwanderwege, Strecken über Bergrücken und alle besonders anspruchsvollen Wanderwege. Blau markiert sind bedeutende Wanderwege, grün markiert sind regionale Wege und gelb markiert sind Abkürzungen, Verbindungswege und kürzere Wege. An wichtigen Weggabelungen, in Gemeinden und bei Sehenswürdigkeiten stehen Wegweiser mit jeweils dem Ortsnamen, der Meereshöhe, kurz gefassten Texten und Richtungspfeilen zu weiteren Orten. Außerdem wird die Entfernung von einem Wegweiser zum nächsten angegeben. Klingt zwar einfach, verlangt jedoch viel Planung und noch mehr Arbeit. 1750 Freiwillige widmen sich der Kontrolle der Wanderwege und Erneuerung der Markierungen. Jeder Wanderweg wird alle drei Jahre überprüft. Dabei werden fehlende Markierungen ergänzt, mit Pflanzen überwucherte Stellen freigelegt und die Begehbarkeit des Wegs überprüft. Von Zeit zu Zeit müssen neue Abschnitte an Bäumen, Steinen oder Baumstümpfen mit Farbe markiert werden. Dank dem hohen Einsatz der freiwilligen Mitarbeiter sollte es Ihnen nicht passieren, dass Sie vom Weg abkommen, denn es gilt die Regel, dass von einer Markierung die nächste Markierung in Sichtweite ist. Zumindest an Weggabelungen ist immer eine Markierung.

Lehrpfade zu neuen Erkenntnissen

Wanderwege können mehr bieten als einen Spaziergang durch die Landschaft. Sie können einen von Hunderten Lehrpfaden erkunden, die Natursehenswürdigkeiten oder landschaftliche Besonderheiten aufzeigen. Auf diesen begegnen Ihnen großformatige Infotafeln mit Erklärungen und Begleittexten. Leider sind die meisten nur auf Tschechisch verfasst, aber beispielsweise im Nationalpark Böhmerwald und im Riesengebirge erfahren Sie interessante Fakten auch auf Englisch, Deutsch oder Polnisch. Wie beispielsweise auf dem Goldsucher-Pfad im Böhmerwald, der an der Gemeinde Sušice vorbeiführt. Begeben Sie sich auf die Spuren mittelalterlicher Goldsucher und absolvieren dabei 17 km durch die Vorgebirgslandschaft des Böhmerwaldes. Oder würden Sie eher Wein bevorzugen? Der Lehrpfad Zwischen den Weinbergen bei Velké Bílovice im Süden Mährens stellt Ihnen die Tradition des Weinbaus und der Weinherstellung und das heutige Leben der hiesigen Winzer vor.

Fernwanderwege für Anspruchsvolle

Wie wäre es mit einem Fernwanderweg? Natürlich finden Sie auch in der Tschechischen Republik traditionsreiche europäische Fernwanderwege, wie beispielsweise den Jakobsweg. Auch wenn Sie hier nicht so beeindruckende Erlebnisse wie in den Alpen oder in Nordamerika erwarten, können Sie Hunderte von Kilometern zurücklegen. Zu den berühmtesten gehört der Blaue Kammweg, angeblich einst der längste markierte Wanderweg Europas. Dieser wurde vor mehr als 100 Jahren angelegt, misst über 400 km und verbindet die Gebiete Lausitzer Gebirge, Jeschken, Riesengebirge, Region Broumov., Adlergebirge, Glatzer Schneeberg und das Altvatergebirge. Ein weiterer attraktiver Fernwanderweg ist der relative junge Wanderweg Via Czechia, der den östlichsten und den westlichsten Punkt der Tschechischen Republik verbindet. Sie können zwischen der Nordroute und der Südroute wählen, wobei Sie ca. 2 000 km durch dünn besiedelte gebirgige Höhenlagen erwarten, da der Weg an den Staatsgrenzen und über die Gipfel aller in Grenzgebieten liegenden Gebirge führt.