Crystal Valley - Tal des böhmischen Kristalls

Crystal Valley - Tal des böhmischen Kristalls

Das Handwerk der Glasmacher in Nordböhmen

Die Glasmacherkunst ist unzertrennlich mit der Geschichte der Region Liberec im Norden Tschechiens verbunden. Seit mehr als 450 Jahren trifft hier die einmalige Gebirgslandschaft zwischen dem Lausitzer, Iser- und Riesengebirge und dem Böhmischen Paradies auf die Leidenschaft für das Glashandwerk. Hier erblickte vor mehr als 300 Jahren das böhmische Kristallglas in der Kronleuchterwerkstatt das Licht der Welt. Es handelt sich um eines der ältesten tschechischen Handwerke, das aber mit seinen hochwertigen Produkten bis heute die Welt verzaubert. Die hiesige Tradition der Herstellung der weihnachtlichen Glasperlen bekam sogar den Titel des UNESCO-Weltkulturerbes.

Kristallglas-Tal (Crystal Valley) - die Mannigfaltigkeit des Kunstwerks erleben

Granatsteine aus dem Böhmischen Paradies, weltweit vertriebene Kristallglas-Leuchter, Schmuckhersteller und Glaser - das alles verbirgt sich hinter dem Kristallglas-Tal. Das Crystal Valley vereint die Kunst der Glas-, Bijouterie- und Schmuckherstellung, darunter mehr als 40 Unternehmen, Museen und Schulen teil. Besucher können in die Welt der Glasereien wie beispielsweise den Glashütten in Lindava und Harrachov eintauchen und die traditionelle Fertigung von Deckenleuchten, Weichnachtsschmuck, Trinkgläsern und Schmuck entdecken. Es erwarten Sie Werkstätten, Glashütten und die faszinierenden Geschichten, die weit in die Vergangenheit dieses Landstrichs zurückreichen. In und um Jablonec nad Nisou (Gablonz) laden Hersteller gefalteter Glasperlen und die regional gefertigte Bijouterie zum Entdecken und Bewundern ein. In Nový Bor werden Sie zu Zeugen, wie täglich zehntausend Stück Industrieglas sowie gigantische Leuchten und Deckenleuchten für die berühmtesten Luxushotels, Palais und sogar Jachten entstehen. Eleganter, filigraner Weihnachtsschmuck entsteht hingegen in Poniklá im Riesengebirge, und das Böhmische Paradies ist der Sitz mehrerer Schmuck- und Glasstein-Hersteller. Die Stadt Železný Brod ist wiederum für hier gefertigte Glasfiguren berühmt. Der Großteil der Produkte wird in die ganze Welt exportiert, doch den Handwerksmeistern bei ihrer Arbeit zusehen können Sie nur hier. Wir stellen Ihnen einige vor:

Preciosa

Das Konzept des Kristall-Tals ist der Marke Preciosa zu verdanken. Die Geschichte des Unternehmens Preciosa Lustry in Kamenický Šenov reicht bis ins Jahr 1724 zurück, wann in Prácheň bei Kamenický Šenov die erste Kronleuchterwerkstatt eröffnet wurde. Schnell fanden die böhmischen Kristallleuchter ihren Weg auf in die königlichen Paläste der mächtigsten Herrscher der Welt - vom französichen König Ludwig XV. über die österreichische Kaiserin Maria Theresia bis zum Herrscher des Osmanischen Reiches, dem Otoman III. Heute handelt es sich um einen der ältesten Glashüttenbetriebe Mitteleuropas, der überwiegend als Manufaktur geführt wird und nach wie vor auf Handarbeit setzt und sich genauso wie vor 300 Jahren einer weltweiten Beliebtheit erfreut. Heute können Sie die Preciosa-Leuchter in Luxushotels, privaten Ressidenzen, auf Schiffen oder in königlichen Palästen bewundern. Falls Sie mit einem kleinerem Geldbeutel unterwegs sind, können Sie anstatt eines Kronleuchters ein Schmuckstück der Preciosa-Bijouterie als ein wunderschönes Souvenir oder Geschenk aus Ihrer Reise mitbringen.
 

Pačinek Glass  

In der Werkstätte von Jiří Pačinek in Kunratice u Cvikova können Sie sich hautnah davon überzeugen, wie unglaublich handfertig ein erfahrener Glasermeister ist. Jiří Pačinek ist ein bedeutender künstlerisch tätiger Glasermeister von internationalem Renommee. Die langjährige Berufserfahrung und Zusammenarbeit mit angesehenen Künstlern, Architekten und Designern haben ihn dazu bewogen, seine eigene Marke Pačinek Glass zu gründen, die unter Glasern international ein Begriff ist. Seine Glaserei wurde im Jahr 2015 feierlich eröffnet und lädt seit damals Kunstglaser sowie Liebhaber des Glaserhandwerks zur Besichtigung ein, um den Glasermeistern bei der Arbeit zuzusehen und in die Welt der Glasmacherkunst einzutauchen.

Vor Ort erwarten Sie die Besichtigung der Glashütte, wo Sie Meister Pačinek persönlich bei der Arbeit zusehen können, der Schleiferei und des Shops. Zu den Besucher-Highlights gehören der zauberhafte Gläserne Garten, wo Sie bei jeder Witterung und in jeder Jahreszeit einen Spaziergang zwischen gläsernen Pflanzen unternehmen können. Im Glasblumen-Shop Garten Pačinek stehen viele solcher Blumen zur Auswahl. Sie können sofort eine für den Garten mitnehmen oder ein maßgefertigte bestellen. Der neu erbaute Glaser-Hof mit Ausblick auf den Garten und die Glashütte lädt zum Verweilen ein. Hier können Sie sich am Imbissstand U Pece bei einfachen Gerichten verpflegen und sogar am Lagerfeuer ein Würstchen braten. Im Außenbereich ist ein kleiner Ofen, an welchem Sie sich unter der Aufsicht eines Mitarbeiter selbst als Glaser versuchen können. Der Höhepunkt des Ausflugs ist die Besichtigung der Kristallglas-Kirche mit einzigartiger Galerie und Dauerausstellung zu Glaskunst und Glaserhandwerk. Ihr Ruhm hat selbt den Papst in Vatikan erreicht und ein apostolischer Nuntius besuchte die Kirche und der Papst bekam ein heiliges Glasgeschenk von Pačinek.

Lasvit - Gläsernes Haus und Schwarzes Haus

Auf dem Stadtplatz Palackého náměstí in Nový Bor standen vor zweihundert Jahren Umgebindehäuser, in denen Glasermeister lebten. Lasvit, eine tschechische Glaserei und Atelier, ließ diese Häuser sanieren und 2019 zum neuen Unternehmenssitz umbauen. Das Ensemble umfasst auch zwei moderne Gebäude - das Schwarze Haus und das Gläserne Haus, die Licht und Finsternis symbolisieren. Die Fassade des von weitem sichtbaren Gläsernen Hauses bedecken Glasplatten, die an traditionelle Schindeln erinnern. Mit der Fassade aus Glas möchte Lasvit auf die regionalen Bräuche verweisen und gleichzeitig modernen Bautrends gerecht werden.

Nach dem Unternehmensgründer Leon Jakimič soll das Gläserne Haus die Stadt erleuchten und die Wiedergeburt sowie das neue Selbstbewusstsein der Glaser in dieser Region symbolisieren. Das Areal umfasst auch die beiden Umgebindehäuser, wo bereits Ende des 18. Jahrhunderts Glasermeister leben. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts beherbergte eines der Häuser eine Glaser-Manufaktur und in der Nachkriegszeit eine Glaserschule mit Schleiferei. Lasvit ließ beide denkmalgeschützten Häuser sanieren, die seit 2019 als Sitz mehrerer Abteilungen inklusive der Geschäftsführung dienen.

Lasvit AJETO

Die Idee, in Lindava in Nový Bor eine Glaserei zu gründen, geht auf ein Treffen des Architekten und Künstlers Bořek Šípek mit dem Glasermeister Petr Novotný zurück. Der Bau wurde zu Beginn der 90-er Jahre erbaut und anlässlich des Internationalen Glaser-Symposiums (IGS) feierlich eröffnet. Zu diesem Event reisen alle drei Jahre weltberühmte Designer, Architekten und Glaser an, um zusammen mit Glasermeistern neue Ansätze für dieses Handwerk zu schaffen. Die Glaserei ist seit ihrer Gründung auf die Fertigung von Gegenständen im Stil italienischer Glaser von der Insel Murano ausgerichtet. Kunstgegenstände der Glaserei LASVIT Ajeto besitzen auch berühmte Persönlichkeiten, wie der ehemalige Präsident der USA Bill Clinton und Sänger Mick Jagger, wobei auch Václav Havel zu den Bewunderern des künstlerischen Schaffens von Bořek Šípek gehörte. Hier entstehen neben der Trophäe der Tour de France und dem tschechischen Thálie-Theaterpreis, auch Komponenten für große Leuchtskulpturen, Designer-Leuchten, Trinkgläser und dekoratives Glas. Die hiesigen Glasermeister erschaffen farbenfrohe Trinkgläser Candy, von Eis inspirierte Schalen Frozen und an Steine erinnernde Blumenvasen Crystal Rock

Die Gläserei können Sie auch besuchen und vom Umgang den Glasermeistern bei ihrer extrem anspruchsvollen Arbeit zusehen. Wer interessiert ist, kann die Technik auch selbst ausprobieren und mit Hilfe des Blasrohrs ihr eigenes, exklusives Produkt wie ein 0,5-l-Glas oder eine kleine Blumenvase fertigen. Das Erlebte können Sie dann bei Hausmannskost im stilvollen Restaurant Sklářská Krčma Ajeto auf dem Firmengelände ausklingen lassen. Und als Erinnerung an dieses einmalige Erlebnis können Sie ein gläsernes Souvenir mit nach Hause nehmen. 

Rautis - Glasperlenschmuck aus Poniklá

Das malerische Dorf Poniklá liegt im Riesengebirge und ist der einzige Ort weltweit, wo bis heute das traditionsgemäße Glasperlen-Handwerk lebendig geblieben ist. Die ersten Werkstätten für geblasene Glasperlen entstanden am Ende des 19. Jahrhundert, mit deren Fertigung sich oftmals ganzen Familien ihren Lebensunterhalt verdienten. Im Rahmen der Exkursion bei Rautis bekommen Sie den gesamten Herstellungsprozess vom Mundblasen der kleinen Glasperlen, über das Versilbern und Färben bis zur Zusammenstellung des Schmuckstücks zu sehen. Bis so eine dekorative Glasperle entsteht,  ist es ein langer Weg - zunächst wird diese mit Hilfe eines Blasrohrs geblasen, dann versilbert, gefärbt, bemalt und geschnitten. Alle Produktionsschritte erfolgen in reiner Handarbeit und erst anschließend kann die Glasperle auf einen Draht aufgefädelt werden. Daraus können dann vielfältige Formen entstehen. Einst sind daraus Alltagsgegenstände, Verkehrsmittel und Tiere entstanden. Später kamen die charakteristischen Weihnachtsmotive dazu - Sterne, Engel und Baumspitzen. Unter dem wachsamen Auge eines erfahrenen Mitarbeiters können Sie auch Ihr eigenes Produkt anfertigen. Die Fertigung mundgeblasener Glasperlen wurde im Jahr 2020 in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.