Beinhaus bei der St.-Jakobs-Kirche in Brünn

Beinhaus bei der St.-Jakobs-Kirche in Brünn

Das zweitgrößte Beinhaus in Europa

Das einzigartige Beinhaus befindet sich bei der St.-Jakobs-Kirche in Brünn in Mähren und ist das zweitgrößte Beinhaus in Europa. Das schaurige Primat besitzt das Beinhaus in Paris. Die Anzahl der hier bestatteten Menschen wird auf mehr als 50.000 geschätzt. Dabei wurden die Räume dieses Beinhauses erst bei einer Baugrunduntersuchung im Jahre 2001 entdeckt. Aus den anthropologischen Analysen geht hervor, dass hier die Opfer von mittelalterlicher Pest- und Choleraseuchen kriegerischer Auseinandersetzungen während des Dreißigjährigen Krieges und der schwedischen Belagerung bestattet wurden.  
Den Friedhof bei der St.-Jakobs-Kirche auf dem heutigen Brünner Jakobs-Platz gab es bereits am Anfang des 13. Jahrhunderts. Ebenso wie weitere städtische Friedhöfe wurde auch dieser innerhalb der Stadtmauern angelegt, die einer späteren Erweiterung im Wege standen. Die Kapazität reichte bald für die Bedürfnisse der wachsenden Stadt nicht mehr aus, weshalb ein Bestattungs-Austauschsystem eingeführt. Nach 10 bis 12 Jahren ab dem Begräbnis wurde das Grab geöffnet, die sterblichen Überreste entnommen und an der gleichen Stelle wurde ein weiterer Verstorbener bestattet. Der Inhalt der ursprünglichen Gräber wurde dann in speziellen unterirdischen Objekten, Ossuarien oder anders gesagt Beinhäusern, aufbewahrt.

Dieses Beinhaus ist vor allem hinsichtlich des Inhalts und Umfangs der Gebeinüberreste, die hier gefunden wurden, außergewöhnlich. Es handelt sich jedoch nicht nur um eine touristische Attraktion, die Priorität hat vor allem die Pietät des Ortes. Daher umfasst eine Besichtigung höchstens 20 Personen. Gemeinsam mit dem Labyrinth unter dem Kohlmarkt und dem Münzmeisterkeller bildet das Beinhaus einen Komplex, das den Besuchern die Möglichkeit bietet, den Untergrund der mährischen Hauptstadt zu erkunden.