„Der kleine Maulwurf“ als berühmter Astronaut, Weltenbummler und Entdecker von Kohlevorkommen

„Der kleine Maulwurf“ als berühmter Astronaut, Weltenbummler und Entdecker von Kohlevorkommen

Die beliebte mitteleuropäische Zeichentrickfigur feierte große Erfolge auf der ganzen Welt und reiste sogar zweimal ins Weltall. Der Autor Zdeněk Miler – tschechischer Künstler, Regisseur von Animationsfilmen und Kinderbuchillustrator – wurde vor einhundert Jahren, am 21. Februar 1921, geboren.

„Der kleine Maulwurf“ als berühmter Astronaut, Weltenbummler und Entdecker von Kohlevorkommen
Der kleine Maulwurf gehört zu den bekanntesten tschechischen Märchenfiguren: Sandmännchengeschichten und Kinderbücher mit diesem eher unscheinbarem Helden begleiten Generationen von tschechischen Kindern seit mehr als sechzig Jahren. Wobei er sich auch in anderen Ländern hoher Popularität erfreut: In Deutschland ist er bei den kleinen Zuschauern und Lesern als Der kleine Maulwurf und unter britischen Kindern als Little Mole bekannt. Auch in Skandinavien, Japan und China, wo er zu den Hauptattraktionen des tschechischen Pavillons auf der EXPO 2010 in Shanghai gehörte, kennt man ihn.

Wie kam Zdeněk Miler zum kleinen Maulwurf?

Man schrieb das Jahr 1954, als Zdeněk Miler an einem Film nach der Erzählung „Vom Leinenhemdchen“ arbeitete, der Kindern auf verständliche Weise die industrielle Stoffherstellung näherbringen sollte. Der Künstler wollte, dass der Inhalt den kleinen Zuschauern von einer Figur vermittelt wird, die ihnen die Stoffherstellung von A bis Z erklärt. Er grübelte lange darüber nach, und dann stieß er eines Tages bei einem seiner Spaziergänge durch die Wälder hinter seiner Heimatstadt Kladno auf Maulwurfshügel – und da kam ihm die brillante Idee! Er wusste auch, dass diese Zeichentrickfigur noch nicht von Walt Disney gezeichnet worden war. Zwei Jähre später war der erste Animationsfilm Wie der Maulwurf zu seiner Hose kam fertig. Dafür wurde er 1957 bei den Filmfestspielen in Venedig mit zwei Hauptpreisen und beim Filmfestival in Montevideo mit einem weiteren Preis ausgezeichnet. Schrittweise entstanden weitere Kurzfilme (5 – 29 Minuten Dauer) aus der Serie „Der kleine Maulwurf“, insgesamt fünfzig an der Zahl.

Der kleine Maulwurf im Weltall

Als 1965 der Animationsfilm Der Maulwurf und die Rakete erschien, konnte niemand ahnen, dass knapp fünfzig Jahre später der Maulwurf in einer echten Rakete mitfliegen würde. Die feuerfeste Plüschfigur des kleinen Maulwurfs wurde 2011 zum Symbol der letzten Weltraummission der Raumfähre Endeavour, die zahlreiche Flüge für Wissenschaft und Forschung absolvierte. Den kleinen Maulwurf nahm der US-amerikanische Astronaut Andrew Jay Feustel mit, dessen Ehefrau Indira Devi Bhatnagar mütterlicherseits tschechische Wurzeln hat. Seine zweite Weltraumreise an der Feustels Seite unternahm der kleine Maulwurf am 21. März 2018, diesmal jedoch an Bord des russischen Raumschiffs Sojus, wobei er mehr als ein halbes Jahr lang der Besatzung der Internationalen Raumstation Gesellschaft leistete. Damit verbrachte der kleine Maulwurf im Weltall viel mehr Zeit als Vladimír Renek, der einzige tschechoslowakische Astronaut, der 1978 an Bord des Raumschiffs Sojus 28 genau 7 Tage, 22 Stunden und 17 Minuten im All verblieb.

Der kleine Maulwurf auf Weltreise, an Bord der Formel 1 und in Kladno

Als das Wahrzeichen ihres Heimatlandes nahmen die beiden Abenteurer Pavel Zrzavý und Martina Libřická den kleinen Maulwurf als ihr Maskottchen auf ihr Projekt „Unsere Weltreise“ mit. Also brach der kleine Maulwurf im Februar 2015 mit diesen beiden auf, um in 527 Tagen 22 Länder zu bereisen, Hunderte von Orten zu besuchen und unzählige interessante Kulturen kennen zu lernen. Außerdem schmückte der kleine Maulwurf als Bild den Formel-1-Monoposto des Automobilrennstalls Alfa Romeo Racing. Sein Zuhause fand er dann im Schloss Kladno bei Prag. Seit 2020 können Sie eine Ausstellung über den bekannten Sohn der Stadt Zdeněk Miler und dessen berühmteste Figur besuchen. Kinder können sich auf einen interaktiven Bereich, eine Fotoecke, die Vorführung gleich mehrerer Animationsfilme und eine Dokumentation über den Ausflug des kleinen Maulwurfs ins Weltall freuen.
Die Geschichten über den kleinen Maulwurf begleiteten Zdeněk Miler sein ganzes Leben. Der kleine Maulwurf wurde zum Helden von mehr als fünfzig seiner Animationsfilme und fast derselben Anzahl von Büchern. Neben dem kleinen Maulwurf schuf Zdeněk Miler auch weitere Zeichentrickfiguren, wie beispielsweise einen neugierigen Welpen oder eine Grille.

Miler – Künstler, Regisseur, Illustrator

Zdeněk Miler absolvierte zunächst die Grafikschule und dann die Universität für angewandte Kunst in Prag. 1942 trat er in den Baťa-Filmstudios in Zlín eine Stelle als Zeichner an. Drei Jahre später wechselte er zum Filmstudio „Bratři v triku" („Brüder im Trikot/Trick“), damals unter der Leitung von Jiří Trnka, eines weiteren berühmten tschechischen Regisseurs animierter Filme. Milers Zeichnung mit drei lockigen Jungs siegte im Wettbewerb um das neue Logo des Studios und wurde mit einer Woche bezahlten Urlaubs entlohnt. Die Pilotfolge der Serie „Wie der Maulwurf zu seiner Hose kam“ unterscheidet sich von den anderen Folgen dadurch, dass die Figuren sprechen. Doch bereits beim Filmen der zweiten Folge „Der Maulwurf und das Auto“ (1963) fiel die Entscheidung, die weiteren Geschichten kommentarlos zu belassen, wobei der Maulwurf nur hie und da ein Wort verwendete. Die wenigen tschechischen Ausrufe, die der kleine Maulwurf von sich gibt, wie hele (schau), jé, jů, tady (hier), pápá (tschüss), ach jo und sein Lachen und Weinen, wurden von Milers Töchtern Kateřina und Barbora eingesprochen und werden weltweit ohne Synchronisation verstanden.
Zdeněk Miler starb 2011 im Alter von 90 Jahren im Sanatorium in Nová Ves pod Pleší. Beigesetzt wurde er auf dem Friedhof im Prager Stadtteil Vyšehrad. An seinem Geburtshaus in Kladno wurde eine Gedenktafel angebracht – mit dem kleinen Maulwurf, natürlich. Sein kleiner Maulwurf ist auch ein erfolgreicher Geschäftsmann. Schätzungen nach erwirtschaftete er Miler rund 200 Millionen tschechische Kronen, und jährlich kommen weitere Millionen hinzu.