Mit dem Zug durch Tschechien

Mit dem Zug durch Tschechien

Jeder kommt auf seine Kosten: Hier sind unsere Tipps von City-Hopping über Zug & Bike Kombi bis zu romantischen Nostalgie-Strecken

Tschechien hat eines der dichtesten Eisenbahnnetze in Europa. Das Bahnnetz wird von der Tschechischen Bahn "České dráhy" (ČD) betrieben, aber auch private Anbieter decken viele Bahnstrecken ab. Je früher man bucht, desto günstiger wird in der Regel der Preis. Außerdem gibt es Ermäßigungen und Sonderangebote, wie das Sommergruppenticket (zwei Erwachsene und bis zu drei Kindern) für ganz Tschechien oder für eine ausgewählte Region. Für welche Strecke entscheiden Sie sich?

Kreuz und quer – City Hopping

Prag ist ein Muss und aufgrund seiner Lage idealer Ausgangspunkt für weitere Reisen in die Republik. Nach Prag reist man am besten mit dem sogenannten Knödelexpress – also mit einer Verbindung mit dem tschechischen Speisewagen. Der beliebte Service von JLV ist auch in manchen anderen Zügen durch Tschechien unterwegs. In Prag selbst sollte man auf keinen Fall eine Kaffeepause in dem sogenannten Fanta-Gebäude verpassen. Dies ist der historische Teil des Hauptbahnhofes und im renovierten Fanta-Café genießt man vor allen Dingen die einzigartige Atmosphäre mit exzellentem Kuchen.
Danach geht die Erkundungstour durch Böhmen, Mähren und Schlesien weiter. Die zweitgrößte Stadt Tschechiens Brno (Brünn) erreicht man in knapp drei Stunden. Landschaftlich erlebt man hier einen Tapetenwechsel und taucht in die bekannteste mährische Weinregion ein. Tschechien ist aber vor allem durch sein Bier bekannt – bis in die Wiege des Brauens, nach Pilsen (Plzeň), dauert es von Prag aus 1,5 Stunden mit dem Zug. Die drittgrößte Stadt Tschechiens ist Ostrava (Ostrau), Hauptstadt der Region Schlesien. Hier findet jedes Jahr im Juli das bekannteste tschechische Musik- bzw. Multigenre-Festival Colours of Ostrava statt, wohin auch der spezielle Colours Express mit Live Musik on Board fährt.
TIPP: Auch der gefeierte zeitgenössische tschechische Autor und Wahlberliner Jaroslav Rudiš (*1972) schwärmt in seinen Büchern vom bestens ausgestatteten tscheschichen Bahnnetz. Die einzelnen Städte werden in seinen Werken vorgestellt. Nach seinem erfolgreichen ersten deutschen Roman „Winterbergs letzte Reise“ (2019) folgte 2021 das zweite deutsche Buch „Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen“, eine Ode an das Reisen mit dem Zug, dessen Netz das ganze Europa verbindet wie die gemeinsame jahrtausendlange Geschichte.

Radeln oder Zug fahren entlang der Flüsse

Der Elberadweg ist seit Jahren der beliebteste Fernradweg in Deutschland, der im tschechischen Riesengebirge, wo die Elbe entspringt, anfängt. Wer aber nicht die ganze Strecke in die Pedale treten will, ist mit den tschechischen Zügen gut beraten. So ist zum Beispiel die Fahrt entlang der Elbe an dem grenzüberschreitenden Park Böhmisch-Sächsische Schweiz mit den Felsen des Elbsandsteingebirges eine wahre Augenweide. Auf der Strecke gibt es nicht nur wunderschöne Natur, sondern auch viele königliche Städte, vor allem in der Elbtalebene in Mittelböhmen wie Kolín, Poděbrady, Nymburk oder Mělník. Das eigene Fahrrad kann mitgenommen werden (am besten im Voraus Fahrradplätze reservieren), aber dank ČD Bike Service der Tschechischen Bahn können auch Fahrräder ausgeliehen werden. Weitere Bahn-Rad-Wege sind der Moldauweg mit den unzähligen Burgen und Schlössern oder der Egerweg an den UNESCO-Kurstädten Marienbad-Franzensbad-Karlsbad vorbei. Neben Zug und Fahrrad können die schönen Landschaften auch aus einem Kanu, Raft oder Floss beobachtet werden.

Die TOP 3 der romantischsten Nostalgie-Strecken in Tschechien

So modern die Idee des Zugreisens ist, so betagt sind teilweise die Bahnen und Strecken. Dabei macht das hohe Alter unbestritten den besonderen Reiz aus, wenn Passagiere an Bord von historischen Bahnen aus dem 19. Jahrhundert durch Tschechiens malerische Lands chaften bummeln.
Eine Zugfahrt mit dem legendären Posázaví-Pazifik (Posázavský pacifik) in Mittelböhmen ist an und für sich schon beeindruckend, mit einer Prise Nostalgie und Romantik wird sie noch zusätzlich in den eleganten Personenwagen aus den 1960er Jahren aufgepeppt
Die Eisenbahnstrecke vom Prager Hauptbahnhof ist besonders reizvoll, führt sie doch durch mehrere Tunnels und über Viadukte durch das Flusstal der Sázava wie der bemerkenswerte fast 42 Meter hohe Žampacher Viadukt (Žampašský viadukt).

Die steilste Eisenbahnstrecke Tschechiens findet sich in Nordböhmen: Hier schafft die Zahnradlokomotive den größten Höhenunterschied von 235 Metern mit einer maximalen Steigung von bis zu 58 % – ein Rekord in Tschechien. Der sieben Kilometer lange Abschnitt Tanvald-Kořenov wurde 1992 vom tschechischen Kultusministerium sogar zum Kulturdenkmal ernannt. Vom denkmalgeschützten Bahnhof in Kořenov (701 ü. M.) fährt die Zahnradbahn in einem hufeisenförmigen Bogen über den Fluss Jizera. Dort überquert sie auch die Grenze zwischen Isergebirge und Riesengebirge und erreicht wenig später ihr Ziel, den Bahnhof Harrachov.

In Mähren führt eine außergewöhnliche Strecke durch das Altvatergebirge und ebenfalls in luftige Höhe. In Ramzová passiert man den 764 Meter hohen Gebirgssattel: Bis heute liegt hier der höchstgelegene Bahnhof Altvargebirge. Den schönsten Streckenabschnitt genießen Fahrgäste allerdings auf dem weiteren Abschnitt hinab zum Bahnhof Lipová-lázně genießen. Das starke Gefälle lösten die Bauherren durch mehrere elegante Bögen, die stark an die berühmte Bergbahn am Österreichischen Semmering erinnern.

Liebhaber nostalgischer Züge und romantischer Bahnstrecken finden noch viele weitere Attraktionen in den verschiedenen Regionen Tschechiens. Hier geht es zu unseren TOP 10 der besten romantischen Bahnstrecken.